NACHFOLGENDE BILDER GEHÖREN PARAMOUNT PICTURES

Da saß ich gestern nun. Festgeschwitzt im Kinosessel, da die Klimaanlage wohl auf Sparbetrieb lief. Mit großen Augen die ins Leere blickten. Eigentlich das gleiche Szenario wie 2007, nach dem ersten Teil von „Transformers“. Nur funktionierte damals die Klimaanlage und ich war durchhydriert wegen grenzenloser Gänsehaut. Diesmal sitze ich da und möchte direkt einen Flug in die Holy United States buchen, um Sir Lord Michael Bay zu sagen: „Schunge… wär der Film ein Mädchen gewesen, wärst du dafür sehr lange in den Bau gewandert.“

Es ist eine endlose Vergewaltigung: Des Franchises, der Idee, des Casts und vor allem des Zuschauers. Und ich weiß auf welches Niveau ich mich begeben muss, um die alte Trilogie der Transformers-Filme hier loben zu müssen, aber jeder dieser Filme hatte zumindest irgendeinen positiven Beigeschmack. War der erste für mich noch ein kleiner wahrgewordener Kindheitstraum, waren die anderen zumindest noch ein optisches oder akustisches Highlight. Klar, Schritt für Schritt nahm die „Qualität“ ab und wir hatten immer mehr Potenzial nach der Vorstellung uns aufzuregen. Aber das gestern sprengt meinen persönlichen Rahmen. Und der ist sonst groß: Ich liebe Trashfilme, ich kann mir mit Schmerzen einen Til Schweiger Film anschauen… aber was Michael Bucht da zubereitet hat, macht aus einer … sagen wir Banane (nichts besonderes, aber lecker) ein über-die-Sommerferien-in-der-Brotdose-vergessenes-Pausenbrot (ein gebissförmiges, schimmliges Etwas).

Vorgeplänkel

Starten wir beim Marketing. Uns wurde zum Super Bowl (Februar) ein riesiger Robo-Rex versprochen (für die Kenner unter Euch: Grimlock, der Anführer der Dinobots). Dieses ikonische Bild, wie Optimus Prime auf dem Rücken der Metallechse reitet, zieht sich quer über Poster, TV-Spots, Kinoaufsteller und sicherlich auch auf hippen Halbsocken! Dieses Bild wird uns im Film gefühlt eine Minute präsentiert, nachdem die Familie Roboter-Dinos nach 150 Minuten endlich erscheint. 16 Minuten später ist der Film zu Ende. Warte… Was? Ich saß jetzt ein wahrgenommenes Äon um einen Blech-Tyranno zu sehen und das war alles? Ich fasse es einfach nicht, wie man, das letzte Fünkchen „Hey, vielleicht wird der Film nicht völliger Schrott“ zerquetscht und dem Zuschauer so einen Bockmist serviert. Doch dazu später mehr.

Was war denn so schlecht? Nun… die Besetzung, die Dialoge, der Humor, die Story, die neuen Transformer, die Logik, der Schnitt, die Musik, die Actionsequenzen, die Dinobots und ich hätte beinahe vergessen – DIE FILMLÄNGE!!!

Bevor ich fortfahre…

SPOILER ALARM… Falls es irgendeine arme Seele stören würde.

Die Besetzung

Marky Mark Wahlberg als neuer Dreh- und Angelpunkt des Films: ein muskelbepackter Schrauber und Erfinder… auf einer Farm in Texas… mit selbstgebauten Robotern, die so nervig agieren wie alle witzigen Charaktere der letzten drei Filme. Leute, hier geb ich schon auf. Es ist der Start einer neuen Trilogie – theoretisch die Chance alles auf Null zu setzten oder zumindest neue „GLAUBWÜRDIGE“ Charaktere einzuführen. Vergleich: Sam „Shia“ Whitwickey – ein Junge der nur zwei Ziele in seinem Leben hat: ein Auto und eine Freundin. Kommt schon. Das ist doch was 😀 Kurz prägnant. Kein Erfinder, der scheint als wäre er Automechaniker, aber zufällig auch noch Besitzer einer Maisfarm ist und einen Surfer-Dude als… als… Wofür ist das Kerl bitte da? Das dumme Sprüche zu Beginn vorhanden sind? Oh come on!

Dann hätten wir das blonde Dummchen in Nöten und Hot Pants. Dargestellt von Nicola Peltz, die schon in „Die Legende von Aang“ gerade zu geglänzt hat… *hust*. Und irgendeinen Rallye-Fahrer-Typen der ihr geheimer Freund ist und meiner Meinung nach die Katze des Films verkörpert. Der Junge macht nichts. Der ist einfach nur da.

Alle weiteren Rollen fallen nicht weiter auf. Oh, Stanley Tucci ist auch dabei… schön schön.

Die Handlung

Die Handlung – nervt. Und das die ganze Zeit. Man fühlt richtig wie einem der Drehbuch-Autor Ehren Kruger (der sicherlich beim Schreiben auf der Tastatur eingeschlafen ist) einem die „Story“ hinwirft, dem Zuschauer noch mal ins Gesicht drückt und sie dann vor unseren Augen selbst verzehrt. Er zerknüllt den Kanon „Paramount-Sterne kommen mit elektronischem Mischmasch-Sound geflogen und Optimus hält eine Rede“ und wirft ihn weg, weil es ist ja eine neue Trilogie – okay! Aber dann wird eben mal fix aus der Kreidezeit ins Heute gesprungen und von der Arktis nach Texas… wie wir gerade Lust haben. Und wow! Da steht ein rostiger Truck in einem verfallenen Kino. Dinge, die man jeden Tag sieht. Der Undercover-Prime hat sich scheinbar geschickt durch den Notausgang ins Kino geschmuggelt, der kleine Schelm.

Wir bekommen unsere Hauptcharaktere vorgestellt: Erfinder-Papa, Lip-Gloss-Girly-Girl und Crazy-Comedy-Surfbrett-Dude (Verdammt, das ist ja Hud aus Cloverfield! Der unfreiwillige Kameramann mit dem unpassenden U-Bahn-Tunnel Joke mit brennenden Pennern :D). Und eben diese Charaktere-Einführung müsst Ihr Euch wie eine nicht endenwollende Vorlesung zum Thema Einmachglas-öffnen vorstellen. Die Situation ist in einer Szene erklärt. Falsch gedacht – die Situation benötigt 1/4 des Filmes! Und dabei handelt es sich nicht um ein komplexes Beziehungsgeflecht … NEIN! Es ist die rebellierende Tochter, der sich sorgende Dad und der Idiot der dumme Sprüche reißt! Fertig. Ich möchte keine 5. Szene in der klar wird, wie besorgt der Vater um seine hormongeprägte Hübschi ist und auch nicht die drölfste Szene in der Surfbrett-Heinz mit seinem Mini albern vorfährt – STOP!

Die Transformers

Ich hätte ja fast Mitleid mit den Autobots gehabt, dass sie sich mit solchen Dösbaddeln abgeben müssen. Aber Prime und Kompagnons verhalten sich nicht besser. Nachdem im zweiten Teil afroamerikanische Stereotypen ihr Fett weg bekommen haben, ist diesmal die chinesische Kultur dran. Ja, es gibt einen Samurai-Transformer. Ja, er spricht nur gebrochen Englisch bzw. Deutsch. Ja, er redet in fernöstlichen Weisheiten… ooorr bitte. Der Rest der Crew enttäuscht ebenfalls: Der Dicke mit der Wumme, der Grüne mit dem Mantel. Ach, und Bumblebee. Der bekommt auch nur noch halb so viel Screentime und verströmt in keinster Weise irgendeine Herzenswärme. Und Optimus? Ja Optimus macht eine ziemliche Charakterwandlung durch: vom verwundeten Flüchtling, über zum enttäuschten Wut-Bot und am Ende wieder der ehrenhafte Held mit Schlussrede blabla (Ernsthaft… 1:1 geklaut von Dragonheart… ich dacht ich werd nicht mehr).

Galvatron. Die Wiedergeburt Megatrons. Erschaffen durch Menschenhand mit „Transformium“ – der Materie aus der Transformers bestehen. Visualisiert durch ein paar lustig tanzende CGI-Würfel, wie sie jeder 3D-Animateur als Standardvorlage serviert bekommt und mit ein paar Klicks (jetzt arg übertrieben 😉 ), diese animierte Augenwischer nachbauen kann. Damit entsteht die Entschuldigung für 50% der Transformationen (ich gehe in einen Film der „Transformers“ heißt und man nimmt mir die atemberaubenden Transformationen), die jetzt nur noch Blöcke-Gewusel sind. Aber zurück zu Galvatron. Er hat einen Dialog mit Optimus. Ein Satz jeder. Er enthüllt seine Identität mit dem altbekannten „IIIICH BIN …“ und verschwindet am Ende des Films mit „Aber ich komme wieder“ *Drohgebärde*. Ein ursprünglich toller Charakter, so überflüssig inszeniert, wie der ganze Film selbst.

Das Positive

Okay, ihr seht schon, ich kann dem ganzen echt nichts Gutes abgewinnen. Zwei kleine Details vielleicht. Die Autobot-Wiedervereinigung. Das was Bay kann: Autos rasen durch Canyon-Landschaft, heroische Musik und transformierendes Eye-Candy. Super! Hält 3 Minuten. Und wie Autobot Ratchet von den Menschen abgeschlachtet wird. Da kam so ein völlig unerwartetes Trauergefühl. Es flammte kurz auf und plötzlich seh ich die texanische Farm wieder und denk NEEEEEE – komm warum werden die Idioten nicht erschossen. Zurück zum Hassgewitter.

Da war doch noch etwas…

Ich wollte noch einmal auf die Dinobots zu sprechen kommen. Die dummen Lieblinge der 80er Jahre Cartoon-Serie, deren Existenz sicherlich die Grenzen der „Transformers – Robots in Disguise“ Logik sprengen… aber es sind Dinosaurier! Dinosaurier gehen für mich, und sicherlich auch für viele andere Cineasten, einfach IMMER! Nun nimmt sich Bay dieser stupiden Idee an, glänzt im Trailer mit einem recht beeindruckenden T-Rex und versemmelt den Auftritt und die Anwesenheit der Dinobots auf übelste Weise. Wie kann man denn nur… nachdem der Zuschauer kapiert hat „AHA! Die Autobots sind zahlenmäßig unterlegen, Optimus ist verschollen, den Autobots gehts schlecht, Optimus findet die Rettung in galaktischen Kriegern, die reinzufällig sich in Exoskelett-Dino-Mutanten verwandeln können“ wie kann man denn nur, jetzt diese melanchonisch ruhige Tinitus-Effekt-Musik über den gesamten Angriff der Dinobots legen. Wie kann man denn so dermaßen verpeilt sein und das mehrfach beworbene Highlight des Films in einen Tonus drücken, der einfach in keinster Weise Spaß macht. Der mir permanent auf die Tränendrüse drücken möchte, während gerade die Autobots die absolute Sau rauslassen!??! ICH VERSTEHE ES NICHT.

Plädoyer

Ich verstehe diesen Film nicht. Ich verstehe die Absichten des Drehbuchautoren und Regisseurs nicht. Ich schließe daraus einen reinen Grund mich ins Kino zu locken und vor meinen Augen ein hin-und-wieder amüsantes Franchise zu vergewaltigen. Diese Erfahrung war nicht nur schlecht, sondern beleidigend. Ich würde Euch bitten NICHT in diesen Film zu gehen. Jeder Cent ist Verschwendung. Es gibt nichts, was ihr noch nicht gesehen habt und selbst wenn, werdet ihr es bereuen, es gesehen zu haben. Das zu Transformers 4 – Ära des Untergang. Für mich eindeutig DER Untergang.